Island 2010 – 4

11.08.2010 Mittwoch
Golden Cirkle

Wir hatten mal wieder eine ruhige Nacht. Nach einem Frühstück im Sonnenschein machten wir uns auf den Weg zu unserer Tour durch den goldenen Zirkel. Zuerst ging es östlich des Gullfoss nach Bruarhlöd. Hier soll einmal eine natürliche Steinbrücke den Fluss überspannt haben. Sie wurde nach einem Streit zwischen Nachbarn einfach abgerissen. Hier schlängelt sich der Fluss auf spektakuläre Weise zwischen Lavafelsen hindurch. Wir sind gerade am Besichtigen der frei im Fluss stehenden Steinsäule, da kommt ein Bus und spuckt eine Ladung Touristen aus. Wie eine Schafherde gehen alle zwischen den Felsen ans Ufer und schauen ins Wasser. Dreißig Minuten später ist der Spuk vorbei. Mit Ausnahme eines Buspassagieres der ein paar Schritte weiter ging und so, wie wir auch, die schönen Stellen dort und die Landschaft von oben gesehen hat, haben all die anderen nur einen, wie wir später feststellten, unattraktiven Abschnitt des Flusses gesehen.

Während wir uns noch ein wenig umsehen, kommt doch auf einmal eine Gruppe mit vier Booten den Fluss herunter und geht direkt unterhalb unseres Aussichtspunktes an Land.
Wir haben diese Gruppe von Riverraftern schon ein Stück weiter flussaufwärts am anderen Ufer gesehen. Das war scheinbar der Startpunkt einer zwar nicht sehr langen, aber wenigstens durch ein paar ordentliche Stromschnellen führenden Tour.

Unser weiterer Weg führt uns doch glatt nochmal am Geysir vorbei. Wir beschließen so auf zwei bis drei Ausbrüche des Strokkur anzuhalten. Heute sind hier auch wesentlich weniger Touristen als gestern.
Gleich nach dem ersten Ausbruch baut doch ein Fotograf mit einer, in meinen Augen sehr professionellen Ausrüstung, sein Stativ mit Kamera genau in Windrichtung hinter dem Strokkur auf. Er kniet sich an der Umzäunung hin um mit seinem externen Belichtungsmesser, die Belichtung möglichst dicht an der Mündung des Strokkur zu messen. Die Windrichtung wäre leicht an der wegwehenden Dampffahne zu erkennen gewesen. Es fiel Ihm auch nicht auf, dass er an dieser Seite des Strokkur als einziger stand. Es kam wie es kommen musste. Der Strokkur spuckte eine anständige Fontäne in die Luft und der Fotograf nebst Ausrüstung war geduscht. Jetzt war Ihm die Belichtung egal. Er musste jetzt erst seine Ausrüstung und dann sich selbst trocken legen. Zum Glück schien die Sonne und es war warm. So wurde wenigstes er, fast von selbst trocken.

Kurz vor Thingvellir suchten wir nach einem Tunnel den ein Lavafluss zurück gelassen hat. Nachdem wir einmal vorbei fuhren, fanden wir ihn auf den zweiten Anlauf. In der Erde klaffte ein Graben, an dessen Enden ging es in den Tunnel. Am nördlichen Ende konnte man hindurch schauen. Allerdings hätte man hier über Steine kriechen müssen um hinein zu gelangen. Den südlichen Tunnel kann man aufrecht begehen. Er ist wesentlich länger und fährt erst mal weit in die Tiefe. Nur begehen ist der falsche Ausdruck. Man kann über Steine nach unten klettern. Es ist stockfinster und saukalt. Zwar hatte ich eine gute Lampe dabei, aber die Gefahr auf den Steinen auszurutschen war mir einfach zu groß. Ich wollte keine Verletzung riskieren welche das aus für unseren Urlaub bedeuten konnte. Also kehrte ich um.

Die nächste Station war Thingvellir, wo das erste Parlament der Welt tagte. Thingvellir ist eine Schlucht mit bis zu sieben Kilometern Breite. Sie entstand durch das auseinander driften der eurasischen und der amerikanischen Kontinentalplatte. Ein Teil des Bodens sank so stark ab, dass sich ein See bildete. Alles in allem sehr schön. Geschichtlich so bedeutend das es zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Aber wir haben hier in Island schon beeindruckenderes gesehen.

Am Ulfjötsvatn, einem malerischen See, haben wir auf einem Campingplatz der Pfadfinder unser Nachtlager aufgebaut. Es ist sehr schön hier. Leider soll es laut der Wettervorhersage schon Morgen anfangen zu regnen. Hoffen wir das Beste. Abgesehen von einem kurzen Regen bei Asbyrgi hatten wir ja bisher nur traumhaftes Wetter.
Irgendwie sind die Tage zu kurz. Tagsüber besichtigen wir irgendetwas, bauen abends unser Lager auf, kochen, schreiben unser Tagebuch und kommen kaum dazu den nächsten Tag zu planen. Ich glaub ich brauch Urlaub vom Urlaub.


12.08.2010 Donnerstag
Halbinsel Kevlavik, Grindavik

Heute nur ein Kurzbericht.
Es hat wie in der Wettervorhersage angekündigt angefangen zu regnen. So haben wir es heute erst mal überhaupt nicht eilig aufzustehen. Bis wir dann wirklich ausgeschlafen hatten, wurde aus dem Regen ein Nieseln. So können wir uns auch dazu durchringen, zu frühstücken und zusammen zu packen. Unser Ziel für heute ist Grindavik auf der Halbinsel Kevlavik, ganz im Südwesten des Landes. Die Landschaft hier ist karg und öde. Sie ähnelt stark dem Hochland. Nach dem wenigen Verkehr im Norden ist das Stück an Reykjavik vorbei schon fast ein Schock. Reykjavik ist eine Großstadt und der Verkehr dementsprechend. Da wir keine Freunde von großen Städten sind, streifen wir Reykjavik nur ohne es uns weiter anzusehen.
Den kleinen Hafenort Hafnir besuchen wir zwar, aber das schlechte Wetter lässt den malerischen Anblick der Küste, den es hier geben soll leider nicht zu.
Ein Stückchen weiter südlich überqueren wir zu Fuß den Zwischenraum zwischen der europäischen und der amerikanischen Kontinentalplatte. Gut, erst nehmen wir die Brücke aber dann gehen wir daneben noch mal zu Fuß von Europa nach Amerika und wieder zurück. Wer kann schon von sich behaupten das selbst einmal gemacht zu haben?

In Grindavik hat ein Künstler eine Tempelanlage erstellt. Die Stadtoberern haben die Wirkung auf den Tourismus erkannt und die Genehmigung dazu erteilt. So entstand ein Sonnentempel, mitten in der Stadt.
Der Künstler fing aber auch noch an weitere Bauwerke zu erstellen. Diesmal ohne Genehmigung. Diese Bauwerke wurden dann auch prompt eingestellt und stehen halbfertig in der Gegend herum.

Nach einem Blick auf die Blaue Lagune, die wir morgen besuchen wollen, treffen wir schon um etwa fünfzehn Uhr am Campingplatz von Grindavik ein. So haben wir endlich einmal genug Zeit unsere Postkarten zu schreiben und die Touren der nächsten Woche zu planen.



14.08.2010 Samstag
Seljalandsfoss, Skogafoss, Vik

Heute haben wir mal nicht bei Regen abgebaut. Ein Problem sind aber die ganzen nassen Sachen. Verschärft wird das Problem durch unsere patschnassen Badesachen aus der Blauen Lagune. Merke: Ein großes Saunabadetuch ist wunderbar zum abtrocknen im Schwimmbad. Aber unmöglich im feuchten Auto wieder trocken zu bekommen. Wer jetzt an Tanja denkt liegt falsch. Es war mein Handtuch.
Pünktlich zur Abfahrt beginnt es wieder zu regnen. Wir gehen erst mal ins Internetcafe, um einen aktuellen Wetterbericht und eine Bedienungsanleitung für die Fernbedienung meiner Standheizung zu bekommen. Der Wetterbericht für heute klingt gar nicht so schlecht. Nur morgen soll es im ganzen Land regnen. Danach vorwiegend im Westen wieder freundlicher.
Die Website von Webasto ist ein Wunder an Übersichtlichkeit. Man findet dort alles, außer Bedienungsanleitungen. In Webforen werde ich dann fündig. Leider umsonst. Die Fernbedienung funktioniert nicht. Und auch der Wetterbericht erweist sich als nicht besonders zutreffend. Es regnet. Wir fahren weiter Richtung Ost und tatsächlich hört es auf zu regnen. Wir schauen uns den Seljalandsfoss an, der direkt neben der Ringstraße liegt. Der Wasserfall ist schon recht schön. Die Begeisterung wäre wesentlich größer wenn uns nicht schon wieder der Regen eingeholt hätte. Das gleiche Spiel am Skogafoss. Anfahrt trocken. Wasserfall angesehen und der Regen ist wieder da. Dank quasi auf dem Boden aufliegender Wolken ist die Fernsicht Null.

Am südlichsten Punkt Islands, am Dyrholaey, tricksen wir das Wetter aus. Ankunft im Regen und im Auto erst mal gemütlich Brotzeit gemacht. Einen Teil der beeindruckenden Felsformationen an der Küste mit schwarzem Sandstrand konnten wir im Trockenen besichtigen. Dann hat das Wetter gemerkt was Sache ist und die Wolken wieder nach unten auf den Boden gelegt. Wir sind übrigens gerade südlich des Eyafjällajökull, des Vulkans der im Frühjahr ausgebrochen war unterwegs. Die Straße die vom abgeschmolzenen Gletschereis weggeschwemmt wurde, ist wieder hergestellt. Auch haben wir bisher keine deutlichen Spuren der Aschewolke gesehen. Die Landschaft ist eigentlich überall grün. Gut es gibt kahle, schwarze Stellen. Aber die gibt es woanders auch.

In Vik werfen wir einen Blick auf den Campingplatz und beschließen weiter zu fahren bis Kirkjubjörklaustur. Hier gibt es drei Campingplätze. Wir sehen uns einen nach dem anderen an, um dann doch auf dem Ersten einzuchecken. Leider haben wir den ganzen Abend einen ekligen Nieselregen.
Soweit östlich wollten wir heute noch gar nicht sein. Aber durch das Wetter fielen einige Besichtigungsstops auf dieser Strecke einfach aus. Hoffentlich ist der Wetterbericht für morgen genauso falsch wie der von heute. Dann könnte das morgen ein schöner Tag werden.

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Island 2010
Vorwort

Island 2010 – 1
Fahrt bis Flensburg
Nach Hanstholm zur Fähre
1. Tag an Bord
2. Tag an Bord

Island 2010 – 2
Ankunft in Island – Bakkagerdi
Papageientaucher, Torfhäuser in Mödrudalur, Dettifoss, Asbyrgi
Schlucht Asbyrgi, Dettifoss; Halbinsel Tjörnes

Island 2010 – 3
Myvatn Akurery, Godafoss
Saudarkrökur, Halbinsel Skagi
Hochlandpiste Kjölur, Gullfoss und Geysir

Island 2010 – 4
Golden Cirkle
Halbinsel Kevlavik, Grindavik
Seljalandsfoss, Skogafoss, Vik

Island 2010 – 5
Entlang der Südküste
Hochland, Landmanalaugar, Südküste bei Vik
Jökulsarlon, Djupivogur
Ostfjorde, Egilstadir, Bakkagerdi

Island 2010 – 6
Auf die Fähre Richtung Heimat
Auf der Fähre
Ankunft in Dänemark und Heimfahrt