Island 2010 – 5

15.08.2010 Sonntag
Südküste

Das Wetter ist unverändert schlecht.
Eigentlich wollten wir einen kleinen Abstecher ins Hochland machen. Nördlich des Myrdalsjökull wollten wir von Ost nach West fahren und dabei an der Landmanalaugar vorbei kommen. Aber nicht bei dem Wetter. Es regnet ununterbrochen. Da sollte man keine Strecke fahren, auf der Furten zu queren sind. Schweren Herzens fahren wir auf der Ringstraße zurück Richtung Westen.


Kurz vor Vik ist uns auf dem Hinweg schon ein Wegweiser zu einem Campingplatz aufgefallen, der ein ganzes Stück landeinwärts und den Berg hoch liegen muss. Den sehen wir uns doch einmal an. Und da der Platz ein ganzes Stück höher liegt als die Ringstraße, wäre das vielleicht eine Möglichkeit die Wolken zu durchfahren und ein wenig Sonne zu sehen. Also fahren wir die ca. zweiundzwanzig Kilometer von der Ringstraße ab und den Berg hinauf. In den Wolken fuhren wir schon unten auf der Ringstraße. Also wurde die Sicht auch nicht viel schlechter. Am höchsten Punkt sahen wir an und in die Felsen gebaut, die Überreste mehrerer Hütten. Alles schien schon uralt zu sein, wäre da nicht eine fast neue Plane auf dem Gebälk einer Hütte. Wer um alles in der Welt, kommt auf den Gedanken hier zu leben?


Noch ein Stück weiter und auch schon wieder deutlich tiefer gelegen, eingebettet in ein Tal fanden wir dann den gesuchten Campingplatz. Eine gemähte Wiese, ein Klohäuschen und sonst nichts. Bei schönem Wetter bestimmt idyllisch und ruhig. Für uns aber sowieso zu früh für das nächste Camp. Wir fahren weiter bis Hella und das Wetter wird tatsächlich etwas heller. Aber nur kurz. Während des Aufbaus regnet es schon wieder. Dazu weht ein böiger Wind. Diese Schauer bleiben uns den ganzen Abend erhalten. Hoffentlich ist das Wetter morgen besser. Dann versuchen wir die geplante Hochlandstrecke von West nach Ost.


16.08.2010 Montag
Hochland, Landmanalaugar, Südküste bei Vik

Um sieben Uhr bin ich wach und höre – Nichts. Kein Regen! Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster und ich sehe Sonnenschein. Gut, gemischt mit dunklen Wolken, aber immerhin Sonne. Nachdem wir ja gestern wegen dem Mistwetter schon um neun ins Auto, in unsere Schlafsäcke gekrochen sind, bin ich jetzt hellwach. Also klappt es dann doch noch mit unserer Hochlandtour.

Unser Plan ist auf der 26 Richtung Nordost und dann weiter über die F225 und F208, von West nach Ost, an Landmanalaugar vorbei durchs Hochland zu fahren. Das Wetter spielt auch den ganzen Tag mit. Und so fahren wir bei mehr Sonne als Wolken durch eine der malerischsten Landschaften, die ich je gesehen habe. Die Piste ist soweit ganz in Ordnung. Viel Wellblech und Schlaglöcher aber keine wirkliche Herausforderung. Dann die erste Furt. Und die ist auch gleichzeitig eine Abzweigung. Links ist sie mit Stangen markiert, und auch der Weg der hier weiter fährt ist deutlicher als der Rechte. Die Isländer sind im Großen und Ganzen schon sparsam beim Aufstellen von Verkehrszeichen. Aber Wegweiser haben wir bisher überall gesehen. Also nehmen wir den linken, deutlicher markierten Weg. Fünfhundert Meter weiter stellen wir dann fest, wir sind verkehrt. Jeder lernt es in der Fahrschule, das wenden in drei Zügen. Das machen wir jetzt auch. Nur benötigen wir auf dieser schmalen Piste, unter einbeziehen der Böschungen links und rechts, fünf Züge. Als wir dann wieder auf die Furt zu fahren, sehen wir einen Bus quer fahren. Der hat auf Anhieb die richtige Furt erwischt. Aber ein kleinerer Bus, der an der Furt entgegen kommt, fährt auch erst mal falsch. So führt uns die Strecke weiter bis Landmanalaugar, ein Solfatarengebiet, in dem es sogar einen warmen Fluss geben soll. Wir haben den Fluss zwar gefurtet aber nicht getestet wie denn die Temperatur ist.

In Landmanalaugar ist richtig was los. Hier gibt es einen Campingplatz und ein paar Hütten. Und viele Touris, die das auch nutzen. Kaum zu glauben, keine Straße kann so schlecht und keine Landschaft kann so unwirtlich sein, dass nicht auch eine Menge Radfahrer diese Straßen und Landstriche befahren. Was wir auf dieser Strecke kaum sehen, sind Motorradfahrer. Die haben noch Respekt vor den Furten. Im Gegensatz zu den Radfahrern, die da ja durchwaten müssen. Wir sprechen hier übrigens, mit Ausnahme des einen warmen Flusses, von Flüssen, die von Gletschern herab kommen. Mit dementsprechender Wassertemperatur.
Von Landmanalaugar aus Richtung Osten wird der Verkehr weniger und die Piste holperiger. Dafür werden die Furten kleiner. Das ist auf jeden Fall die schönste und beeindruckendste Strecke, die ich in Island bisher gefahren bin.


Wieder auf der Ringstraße, reicht die Zeit noch um einen Abstecher zum Felsentor neben Vik zu machen, wo wir vorgestern schon mal waren, aber wegen des Wetters nicht viel gesehen haben. Heute haben wir es im schönsten Sonnenschein vor uns liegen. Viel besser!

Wir übernachten wieder in Kirkjubaejarklaustur. Hier haben wir noch schnell was eingekauft und dann den Grill angeworfen. Bei solchem Wetter macht Camping wieder Spaß. Und die Vorhersage für Morgen ist genauso gut.


17.08.2011 Dienstag
Jökulsarlon, Djupivogur

Bei strahlendem Sonnenschein haben wir gefrühstückt. Danach ging es los, die Küste entlang Richtung Osten.
Ständig wechselte die Landschaft. Mal saftiges Grün. Teilweise so saftig dass man schon von überschwemmt reden kann, dann wieder nur Steine. Teilweise mit Moos und Flechten bedeckt. Und im nächsten Moment bizarre Lavaformationen.
Verschiedene Formen von Wüste. Mal als Sandwüste, dann als Steinwüste. Rechts davon immer mal der Blick aufs Meer und links Berge.

Und dann tauchen am Horizont die ersten Gletscher auf. Zuerst dachten wir das sind Wolken, die sich über den Berg schieben. Aber ein Stück weiter ist klar, das ist Eis. Teilweise fahren wir direkt an den Gletschern vorbei. Zu einem gehen wir das letzte Stück hin. Wer will kann hier auf dem Gletschereis weiter wandern. Nur wir wandern nicht so gerne. Außerdem wollen wir heute noch ein Stück weiter.

Am Jökulsarlon, einem Gletschersee halten wir etwas länger. Der See ist einfach zu beeindruckend. In einer wüstenartigen Landschaft liegt der See, in dem richtige Eisberge heran schwimmen. Die kleineren Stücke schwimmen den Fluss entlang, hinaus zum Meer. Die Großen müssen erst abtauen, bis sie durch den Fluss passen.
Mit drei, ehemals amerikanischen Landungsbooten werden Touren über den See angeboten. Und eine Hand voll Schlauchboote mit Außenborder sind auf dem See unterwegs. Deren Funktion erschließt sich uns aber nicht.

Endlich können wir einmal einen dieser orangen Leuchttürme besichtigen, die wir schon oft an der Küste gesehen haben, zu denen uns der Weg aber immer versperrt gewesen ist. Ein Stück weiter steht ein dünner Basaltfinger vor der Steilküste im schwarzen Sandstrand. Leider schwächelt hier schon wieder das Wetter. In Djupivogur finden wir dann einen kleinen Campingplatz, mitten im Ort und doch ruhig und abgeschieden. Hier ist es total Windstill. Und während des Abendessens hört auch der lästige Nieselregen auf. Der Platz ist fast komplett deutschsprachig besetzt. Ganz ungewohnt alles zu verstehen, was um einen herum gesprochen wird. Hoffentlich bleibt es morgen trocken. Die Vorhersage sieht nicht gut aus.


18.08.2010 Mittwoch
Ostfjorde, Egilstadir, Bakkagerdi

Der letzte komplette Tag in Island. Morgen geht so nur noch auf die Fähre.
Unsere Tour führt uns heute noch die Südostküste entlang durch die Ostfjorde und dann nach Egilstadir.
Die Landschaft ist zwar gewohnt abwechslungsreich. Das Wetter aber leider auch. Nur die Sonne macht sich mehr als rar. So sinkt die Frequenz der geschossenen Fotos drastisch. Gott sei Dank, reichen die Wolken nicht bis zum Boden. So sehen wir wenigstens etwas von der beeindruckenden Landschaft.
In Egilstadir gehen wir nochmal kurz einkaufen. Eigentlich brauchen wir fast nichts mehr. Etwas zu trinken für die Fähre und etwas von dem hervorragenden Räucherfisch für Zuhause. Der Fisch sieht zwar aus wie Räucherlachs, müsste aber Forelle sein. Auf jeden Fall schmeckt er deutlich besser als der ohnehin schon sehr gute Lachs.

Noch schnell getankt und ab nach Bakkagerdi, wo wir am ersten Tag schon übernachtet und nach den Papageientauchern Ausschau gehalten haben. Letztere sind heute leider nicht zu entdecken. Entweder sitzen die bei diesem Wetter in ihren Höhlen, oder sie sind, was ich eher annehme, schon wieder in den Süden unterwegs. Die Zeit, in der Sie hier anzutreffen sind, war eigentlich schon bei unserer Ankunft in Island vorbei.
Im Alfacafe wärmten wir uns bei Fischsuppe und heißer Schokolade noch etwas auf, bevor wir auf dem Campingplatz einliefen. Hier haben wir noch ausgiebig getuscht und alle Vorbereitungen für die Fähre getroffen. Morgen ist dann um sechs Uhr Wecken geplant und um Sieben Abfahrt. Heute werde wir noch Abendessen und dann bald ins Bett gehen.

Island ist zwar ein raues, aber auch ein sehr schönes Land. Ob wir es noch einmal hierher schaffen?

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Island 2010
Vorwort

Island 2010 – 1
Fahrt bis Flensburg
Nach Hanstholm zur Fähre
1. Tag an Bord
2. Tag an Bord

Island 2010 – 2
Ankunft in Island – Bakkagerdi
Papageientaucher, Torfhäuser in Mödrudalur, Dettifoss, Asbyrgi
Schlucht Asbyrgi, Dettifoss; Halbinsel Tjörnes

Island 2010 – 3
Myvatn Akurery, Godafoss
Saudarkrökur, Halbinsel Skagi
Hochlandpiste Kjölur, Gullfoss und Geysir

Island 2010 – 4
Golden Cirkle
Halbinsel Kevlavik, Grindavik
Seljalandsfoss, Skogafoss, Vik

Island 2010 – 5
Entlang der Südküste
Hochland, Landmanalaugar, Südküste bei Vik
Jökulsarlon, Djupivogur
Ostfjorde, Egilstadir, Bakkagerdi

Island 2010 – 6
Auf die Fähre Richtung Heimat
Auf der Fähre
Ankunft in Dänemark und Heimfahrt